Der Roman als anthropozänes Narrativ

Studenteropgave: Speciale (inkl. HD afgangsprojekt)

  • Kjell Knudten
4. semester, Tysk (cand.mag.), Kandidat (Kandidatuddannelse)
Das Ziel dieser Masterarbeit ist eine Untersuchung der anthropozänen Narrative in Dirk C. Flecks Feuer am Fuß (2015). Der dritte Teil der Maeva-Romantrilogie ist ein Ökothriller und gehört daher der anthropozänen Literatur an. Fleck zählt als einer der Gründerväter des Genres. Das Anthropozän gilt als das neue Erdzeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die atmosphärischen, geologischen und biologischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Weil es den gesamten Planeten und seine Bewohner betrifft, verlangt der Begriff nach einer interdisziplinären Untersuchung. In der Forschung wird die Anthropozänforschung zum Teil schon als neue Leitwissenschaft gesehen. In der neueren Literaturwissenschaft sind verschiedene Narrative des Anthropozäns definiert worden, die in diesem Projekt ebenfalls vorgestellt werden. Es gibt sowohl Katastrophennarrative als auch Rettungsnarrativen, die im Kontrast zueinanderstehen. In der Theorie wurden diese Narrative bislang getrennt. In dieser Arbeit argumentiere ich dafür, wieso sie voneinander abhängig sein können und wie sich das in der ausgewählten Primärliteratur kennzeichnet. Zusätzlich ist im Projekt definiert, dass die Figuren in anthropozäner Literatur oft als Zwitterwesen auftreten, dass sich das in Feuer am Fuß aber nicht widerspiegelt. Die Handlung in spielt meist in der Zukunft, um den Leser dichter an die Negativfolgen des Anthropozäns zu führen. Außerdem erscheint anthropozäne Belletristik oft in einem globalen Raum, da es sich beim Anthropozän ebenfalls um ein globales Phänomen gibt, von dem alle betroffen sind. Das Genre arbeitet mit dem Wissen und Nicht-Wissen der Naturwissenschaften und hat einen Anspruch an sich selbst die Erkenntnisse der Forschung an seine Leser zu vermitteln. In der Analyse zeigt sich, dass Feuer am Fuß das Wissen der Wissenschaften durchaus kommuniziert, aber auch Verschwörungstheorien propagiert. Dies ist kritisch, weil man dem Genre und dem Autor als Leser ein gewisses Vertrauen zuspricht, da sie einen Anspruch an sich selbst haben, die Wahrheit zu vermitteln. Die Rezensenten von Dirk Flecks Romantrilogie und Vertreter des Komitees des Science-Fiction-Preises sowie die Literaturwissenschaftlerinnen Gabriele Dürbeck und Katrin Schneider-Özbek kommentieren in ihren Kritiken und Analysen die Propaganda für Verschwörungstheorien nicht. In diesem Projekt argumentiere ich dafür, dass dadurch nicht nur das Genre, sondern auch der gesamte Literaturbetrieb in Verruf geraten könnte.
Diese Arbeit ist für alle Literaturwissenschaftler sowie Studierenden der Germanistik interessant. Außerdem kann sie eine Relevanz für Anthropozäniker aller Wissenschaftsbereiche darstellen, da das Projekt eine literaturwissenschaftlicher Perspektive zum Diskurs bietet. Abschließend können alle Liebhaber von anthropozäner Literatur und Ökothrillern der Arbeit etwas abgewinnen, in dem sie mehr über das Genre und deren Bedeutung in Erfahrung bringen werden.
SprogTysk
Udgivelsesdato4 jan. 2021
Antal sider76
ID: 397852656